Nicht meine Rebsorte, nicht meine Weine – mit diesem Fazit endeten lange Zeit alle meine Silvaner-Verkostungen. Doch dann haben wurde ich von meiner „Silvaner-Allergie“ schlagartig kuriert. Das „Heilmittel“ waren die Weine vom Weingut Rudolf May im fränkischen Retzstadt, das nördlich von Würzburg in einem Seitental des Mains liegt. Es sind terroirgeprägte Naturweine von einzigartigem Charakter und Silvaner in einer eigenen Liga. Mein dringender Rat, nicht nur an die Fans dieser Rebsorte: Diese Weine auf keinen Fall entgehen lassen. Auch erklärte „Silvaner-Verweigerer“ sollten über ihren Schatten springen – sie werden es mir danken …

Der Mitgliedsbetrieb des VDP produziert auf rund 16 Hektar Rebfläche spontan vergorene Bioweine von höchster Qualität. Das Weingut verfügt dazu über Toplagen mit Hangneigungen bis zu 70 %. Die kargen Muschelkalk-Böden bieten perfekte Voraussetzungen für die Erzeugung ausdrucksstarker Terroirweine. Das Weingut May versteht sich aber nicht nur auf den klar dominierenden Silvaner (rd. 74 % der Rebfläche), sondern z. B. auch auf Weiß- und Spätburgunder. Die May-Weine kommen stets später als die der allermeisten ihrer fränkischen Kollegen auf den Markt. Der Grund: Die Familie May gönnt ihren Weinen erfreulicher Weise ein längeres Hefelager und längere Reifezeiten als allgemein üblich.

Die Weine haben einen betont trockenen Charakter, bestechen aber dennoch durch ihre innere Harmonie und bemerkenswerte Feinheit. So auch der 2022 Silvaner Lagenberg VDP Erste Lage trocken. Die Trauben für diesen besonders gehaltvollen und tiefgründigen Silvaner wachsen in 40 bis 50 Jahre alten Weinbergen im Herzstück der Ersten Lage Langenberg.

Naturweine erster Güte und Silvaner in einer eigenen Liga!

Meine Bewertung: 19,5/20 Preis-Leistungs-Punkte